Eines ist vorab zu sagen: Wie umweltfreundlich die Verwertung von Reifen ist, hängt von der Art und Weise ab, wie sie verwertet werden. Seit 2003 ist die Deponierung von Altreifen in der Bundesrepublik dank einer EU-Richtlinie gesetzlich verboten.
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Autoreifen recyclen statt wegwerfen
Da Rohstoffe immer teurer werden und mittlerweile auch ausgereifte Technologien existieren, die eine Verwertung ermöglichen, sollte auch die Akzeptanz in der Wirtschaft gestiegen sein. Auch als Werkstoff ist der Altreifen nicht zu unterschätzen.
Ein bereits im Jahre 2001 an der TU Chemnitz vorgestelltes Verfahren lässt aus dem scheinbar wertlosen Abfall einen neuen Rohstoff für Kunststoffprodukte entstehen. Im Wesentlichen unterscheidet man heute zwischen drei Verwertungsmöglichkeiten.
Runderneuerung – die umweltfreundlichste aller Varianten
Mit der Methode der Runderneuerung wird der Lebenszyklus des Reifens in seiner eigentlichen Funktion stark ausgedehnt. Das verbliebene Profil des Altreifens wird zusammen mit der Lauffläche in einer dafür eigens angefertigten Vorrichtung abgeschabt. Zurück bleibt die Karkasse, das hochwertige Grundgerüst eines Reifens, auf deren Unversehrtheit im Recyclingvorgang unbedingt zu achten ist.
Mechanische oder thermische Beschädigungen könnten zu Undichtigkeiten oder einer Forminstabilität führen, die aufgrund des potentiellen Sicherheitsrisikos zum Aussortieren der Reifen führen würde. Ist das Profil einmal abgeschabt, wird es mit einem neuen bestückt und der Reifen zur erneuten Nutzung als Fahrzeugteil freigegeben. Um Risiken, die während der Fahrt entstehen könnten, vorzubeugen, ist die Nutzung runderneuerter Reifen nur bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit zugelassen.
Altreifen als Regranulat – die Entstehung eines neuen Rohstoffes
Eine weitere Möglichkeit der Altreifenverwertung stellt die Umwandlung des geschredderten Pneus in einen neuen Rohstoff dar. Nachdem die ausrangierten Gummis in der Schneidmühle in kleine Bestandteile gehäckselt worden sind, können sie nach einem an der TU Chemnitz entwickelten Verfahren zu einem neuen TPE-Rohstoff verarbeitet werden.
Ein TPE – Thermoplastisches Elastomer – hat die Eigenschaft eines Gummis und ist damit elastisch, bietet aber zumindest theoretisch im Vergleich zu einem reinen Elastomer die Möglichkeit unbegrenzter plastischer Verarbeitbarkeit unter Einfluss definierter Produktionsparameter. So kann das ursprünglich aus dem Reifen entstandene Produkt immer wieder recycelt und neu geformt werden.
Energetische Verwertung – Wärme und Strom durch brennbare Reifenschnipsel
Die ungünstigste Form der Verwertung stellt die Verbrennung des Reifenmaterials dar. Aufgrund seiner hohen Energiedichte brennt Synthesekautschuk exzellent. Bei der Umwandlung des Materials in CO2 und andere Nebenstoffe wie Asche werden bei der auch als Oxidation bekannten Reaktion Unmengen thermischer Energie frei. Diese Wärme kann zum Antrieb von Turbinen für die Erzeugung von Strom und dem Beheizen von Gebäuden genutzt werden.
Man sollte sich jedoch im Klaren sein, dass die Verbrennung von Altreifen die unwiederbringliche Zerstörung eines immer knapper werdenden Rohstoffes mit sich bringt. Eine solche Art des Recyclings macht daher nur in dem Falle einen Sinn, wenn die Anwendung der zuvor erwähnten Verfahren nicht mehr möglich ist.
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